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Autor: Bianca Kunze, Stillberaterin IBCLC
Zero Waste ist heutzutage in aller Munde, denn in Zeiten von „Fridays for Future“ sollten wir alle überlegen, was wir für das Klima tun können! Dabei ist es vorallem wichtig, den eigenen Alltag einmal zu überdenken. Was kann ich in meinem täglichen Leben verändern, damit ich das Klima nachhaltig schützen kann? Um weniger Müll zu produzieren und Energie zu sparen? Mein Alltag als Stillberaterin dreht sich in erster Linie um die Versorgung von Babys, das Anleiten der Mütter zum Stillen und die Beantwortung von Fragen rund um das Leben mit einem Baby.
Das sind auf den ersten Blick Lebensbereiche, die nicht viel mit Klimaschutz und Zero Waste zu tun haben – aber der Schein trügt! Es gibt tatsächlich bei der Babypflege und bei der Versorgung eines Babys extrem viele Dinge, bei denen man auf Nachhaltigkeit achten kann – und nebenbei richtig viel Geld sparen kann!
Ich möchte dir auch ein paar Zero Waste DIY-Ideen zeigen, die dir im Leben mit Baby helfen können.
Zero Waste bei der Baby Pflege
Ein Baby verbraucht im Durchschnitt etwa 5 Windeln am Tag. Hochgerechnet kommt man so auf mehr als 5000(!) Windeln pro Baby. Das ist ein unglaublicher Haufen Müll und die Kosten sind auch nicht zu verachten… Kauft man Windeln des bekanntesten Herstellers in der Drogerie, so sind im Jahr ganz locker 500€ für Windeln ausgegeben. Es gibt natürlich auch etwas günstigere Alternativen, jedoch saugen diese meiner Erfahrung nach nicht besonders gut auf, so dass man davon mehr benutzt, was auch wieder mehr Müll bedeutet und letztendlich bei einem ähnlichen Preis endet, wie die Markenwindeln. Das soll keine Schleichwerbung sein, sondern spiegelt einfach nur meine Erfahrung wieder.
Zero Waste durch den Verzicht auf herkömmliche Windeln
Es gibt zwei Alternativen zur klassischen Wegwerfwindel:
- Stoffwindeln
- Windelfrei
Beim Wickeln mit Stoffwindeln wird auf einen großen Teil der Wegwerfwindel verzichtet. In die wiederverwertbare Stoffwindel kommt lediglich ein Vließ, dass bei Beschmutzung ausgewechselt wird. Auf diese Weise wird ein großer Teil des Mülls, den normale Windeln verursachen, gespart. Wie immer, wenn man Müll spart, kann man auch Geld sparen. Bei der Windelmanufaktur kannst du einen Kostenvergleich nachlesen, der mich wirklich erstaunt hat.
Tolle Anleitungen, wie du am Besten mit Stoffwindeln zurechtkommen kannst, findest du bei der Stoffwindelei. Sie bieten tolle Stoffe an, aus denen du selber Stoffwindeln nähen kannst. Solltest du das vorhaben, kannst du im Netz Unmengen an Schnittmustern finden, mit denen du für jede Gelegenheit die passende Stoffwindel nähen kannst.
Für Stoffwindeln ist PUL ein tolles Material. Es lässt Babys Haut atmen, schließt die Flüssigkeit aber sicher ein. Bei der Stoffwindelei habe ich, unter vielen anderen tollen, diesen traumhaften PUL gefunden.
Ich persönlich nähe sehr gerne die Stoffwindeln von Fluffstore. Sie bieten auch ein Schnittmuster für ein Inlay an, durch das komplett auf Einwegmaterial verzichtet werden kann. Hiermit habe ich allerdings noch keine Erfahrungen.
Die zweite Möglichkeit, auf Windeln zu verzichten, besteht darin, dein Baby abzuhalten. Bei dieser Variante wird ganz auf die Nutzung von Windeln verzichtet und das Baby genau beobachtet. Mütter, die ihre Kinder windelfrei aufziehen, sollen sehr schnell ein genaues Gespür dafür entwickeln, wann ihr Baby etwas ausscheiden wird und halten es dann ab. Ich persönlich habe das noch nie ausprobiert, aber habe mittlerweile sehr viel darüber gelesen. Die Meinungen gehen da natürlich auseinander, aber von Familien, die es ausprobiert haben, habe ich bisher nur positive Rückmeldungen bekommen. Wenn dich das Thema näher interessiert, lies gerne einmal bei Smarticular nach, sie haben einen richtig tollen Beitrag zu dem Thema erstellt.
Wenn du dich mit diesem Thema weiter auseinander setzen möchtest, kann ich dir das Buch „Es geht auch ohne Windeln!: Der sanfte Weg zur natürlichen Babypflege“ von Ingrid Bauer ans Herz legen. Hier bekommst du alle wissenswerten Informationen.
Zero Waste bei Baby-Pflegeprodukten
Heutzutage werden Kinder mit unglaublichen Mengen an Pflegeprodukten überhäuft. Viele davon sind absolut nicht notwendig. Wenn du dein Baby stillst, kannst du auf Cremes verzichten und es statt dessen in Muttermilch baden. Gib dafür einfach etwas übriggebliebene Muttermilch mit ins Badewasser oder stell dir als Vorrat Seife aus Muttermilch her.
Wenn dein Baby unter Neurodermitis leidet, kannst du auch die betroffene Haut mit Muttermilch einreiben – nichts hilft besser!
Interessiert es dich, was du sonst noch alles mit deiner Muttermilch anstellen kannst? Dann lies doch einmal meinem Artikel darüber durch! Du wirst staunen, was du alles machen kannst und wieviel Geld man tatsächlich sparen kann!
Du kannst dir Babypflegetücher selbst herstellen, die du immer wieder verwendest. Auf diese Art weißt du genau, was sich in der Lotion, mit der du Babys empfindlichen Po reinigst, befindet und du sparst große Mengen an Müll und Geld. In diesem Tutorial wird nicht komplett auf Müll verzichtet, aber dafür sehr gesundes Olivenöl benutzt. Du kannst anstelle der Küchenrolle (die definitiv besser für die Umwelt ist, als fertige Pflegetücher) natürlich auch Stoff benutzen, den du wäscht. Ganz ohne Müll und dafür sogar als Upcycling-Projekt kommt diese Anleitung aus. Lies dir ruhig beide einmal durch, man kann sie durchaus auch kombinieren.
Zero Waste durch Stillen
Mein allergrößtes Anliegen in diesem Artikel kommt jetzt:
Stillen tut der Umwelt gut!
Natürlich plädiere ich als Stillberaterin immer für das Stillen. Es ist die gesündeste Ernährung, die du deinem Baby zukommen lassen kannst. Es fördert die Intelligenz, beugt Allergien vor, schützt dich selbst vor Brustkrebs und dein Baby vor diversen Krankheiten und auch vor Übergewicht. Das hast du vermutlich alles schon hunderte Male gelesen und darüber schreibe ich an anderen Stellen so viel, dass ich es hier bei dieser kurzen Zusammenfassung lasse. Warum ich das Stillen jedoch in diesem Artikel aufführe, werde ich dir nun erklären.
Künstliche Babynahrung ist ein großes Umweltproblem
Künstliche Babynahrung wird aus Kuhmilch gewonnen. Die Haltung von Rindern ist in vielerlei Hinsicht kritisch für das Klima. Darüber haben viele andere, die sich damit deutlich besser auskennen, bereits geschrieben und daher belasse ich es bei dieser Aussage.
Die Nahrung wird aufwendig behandelt, damit Babys sie überhaupt zu sich nehmen dürfen. Hierbei fallen große Mengen CO2 an. Einer Studie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen zufolge, fallen für die Produktion eines einzigen Kilos Säuglingsnahrung unglaubliche 21,8kg CO2 an. Dieser Wert ist ein globaler Mittelwert, der je nach Land etwas variieren kann, da der Transport sich unterscheidet – LKW oder Zug?
Die Nahrung wird in Kunststoffbeutel verpackt, dieser werden in einen Pappkarton gesteckt und dieser wird mit einem LKW in ein Lager gebracht. Von diesem aus dann mit einem anderen LKW weiter in die Drogerie und von dort aus meist auch mit einem PKW nach Hause. Hergestellt wird die Nahrung dann mit abgekochten Wasser und gefüttert in einer Flasche aus Plastik. Diese muss anschließend aufwendig sterilisiert werden.
Stillen hinterlässt keinen CO2-Fußabdruck auf der Erde
All diese Schritte entfallen für jedes Baby, das von seiner Mutter gestillt wird! Stillen hinterlässt keinen CO2-Fußabdruck auf der Erde. Deine Muttermilch wird automatisch vom Körper gebildet, ohne, dass du großartig mehr Nahrung zu dir nehmen musst. Du verbrennst etwa 500kcal mehr am Tag, was für die meisten Frauen der westlichen Welt jedoch eher ein Segen ist, als dass sie darüber nachdenken müssten, wie sie die 500kcal mehr zu sich nehmen könnten.
Abnehmen nach der Schwangerschaft ist also gleich inclusive 🙂 Wenn du gerne mehr über die Ernährung in der Stillzeit erfahren möchtest, stöbere doch einfach ein bisschen in meiner Rubrik „Stillen und Ernährung„!
Wenn du dein Baby stillst, erleichterst du die Industrie um all diese Arbeit, was natürlich auch deinem Geldbeutel zu Gute kommt. Wieviel du im ersten Jahr mit Baby sparen kannst, habe ich in einem anderen Artikel zusammengetragen. Das Tolle am Energiesparen ist nämlich immer, dass man dabei auch Geld spart, denn alles, was man selbst an Energie verbrennt, muss man nicht an einen Großkonzern bezahlen 🙂
Zero Waste durch waschbare Stilleinlagen
Wenn du dein Baby stillst, wirst du vermutlich Stilleinlagen benutzen. Einwegstilleinlagen machen genauso Müll, wie Windeln. Also wäre es doch gar nicht so doof, auch Stilleinlagen wieder zu verwenden… In diesem Artikel zeige ich dir, wie du Stilleinlagen selbst nähen kannst.
Wenn du nicht selber nähen möchtest, kannst du natürlich auch wiederverwendbare Stilleinlagen kaufen.
Zero Waste durch BLW – Babyled Weaning
BLW ist eine besondere Form der Beikosteinführung – zumindest aus heutiger Sicht, in der es vollkommen normal ist, dass Babys fertig vorbereitete Mahlzeiten aus dem Gläschen bekommen. Beim BLW isst dein Baby am Tisch die Familienmahlzeiten mit und wird nicht aus einem Gläschen gefüttert. Auf diesem Weg kann man unglaublich viel Müll vermeiden und Geld sparen. Möchtest du mehr über BLW wissen? Dann lies doch gerne unter BLW nach!
Müllsammeln für eine saubere Umwelt
Gehst du täglich mit deinem Baby spazieren? Die meisten Mütter tun das und es ist eine tolle Gelegenheit, etwas Gutes für unsere Erde zu tun! Mein Sohn ist mittlerweile deutlich aus dem Kinderwagenalter herausgewachsen. Er trainiert zwei Mal in der Woche in einem Fußballverein, der sich direkt neben einem großen Wald befindet. Wir haben vor einiger Zeit angefangen, während die Kinder Fußball spielen, mit Freunden, deren Sohn auch spielt, durch den Wald zu spazieren und Müll zu sammeln.
Es ist einfach unfassbar, was man da alles findet! Eine ganze Eishockeyausrüstung im Wald war wohl bisher das Kurioseste, was wir eingesammelt haben. Es waren aber auch Dinge dabei, wie zum Beispiel Leuchtstoffröhren, die in der Umwelt sicherlich genauso wenig zu suchen haben. Über eine Müllmelde-App haben wir dann die Abfallwirtschaft informiert und der Müll wurde entsorgt.
Warum also nimmst du nicht einfach eine Mülltüte mit zum Spazieren? Sammel einfach den Müll ein, der dir im Park begegnet – die dort lebenden Tiere werden es dir danken!
Fallen dir noch Dinge ein, mit denen man die Umwelt in der Zeit mit Baby schonen kann? Dann schreib sie doch gerne in die Kommentare und ich werde sie mit in den Artikel aufnehmen. Und wenn er dir gefallen hat, würde es mich sehr freuen, wenn du ihn teilst.
Solltest du über einen meiner Links etwas einkaufen, erhalte ich dafür eine kleine Provision ohne Mehrkosten für dich. Auf diese Art halte ich diesen Ratgeber kostenlos. Vielen Dank für deine Unterstützung!
Liebe Grüße
Deine Bianca
Referenzen:
- Formula for Disaster: weighing the impact of formula feeding vs breastfeeding an environment – IBFAN und bpni
- Report on Carbon Footprint due to milk formular: A study from selected countries of the Asia-Pacific region – IBFAN und bpni
- Preventing disease and saving resources: the potential contribution of increasing breastfeeding rates in the UK – Professor Mike KellyPhD, FFPH, Hon FRCP, FRCP EdinDirector of the Centre for Public Health Excellence,The National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE)
- Die Risiken des Stillverzichts – Erika Nehlsen, IBCLC
- Kannst Du mit Stoffwindeln Geld sparen? – Windelmanufaktur
- Die Windelfrei-Methode: Hilfreiche Tipps für den Einstieg
[…] Reinigung von Stoffwindeln geschrieben. Außerdem kannst du dort viele tolle Anleitungen für Zero Waste im Haushalt und ganz alltäglichen Leben […]