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Autor: Bianca Kunze, Stillberaterin IBCLC
Leider bekommen viele Frauen irgendwann in ihrer Stillzeit einen Milchstau. Ich erkläre dir hier, was ein Milchstau ist, wie du ihn erkennst und welche Maßnahmen du zur ersten Hilfe bei Milchstau einleiten solltest.
- Guóth-Gumberger, Márta (Autor)
Was ist ein Milchstau?
Unter einem Milchstau versteht man eine verhärtete Stelle in der Brust, die sich prall anfühlt.
Welche Symptome treten bei einem Milchstau auf?
Meist gibt es eine lokal begrenzte Rötung und Überwärmung. Es kann auch sein, dass du Fieber entwickelst, Schüttelfrost bekommst und dich wirklich krank fühlst.
Wie kann man einen Milchstau behandeln?
Das ist davon abhängig, wieso er überhaupt entstanden ist. Deshalb heißt es erst einmal: die Ursache für den Milchstau finden und abstellen!
Die Ursache für den Milchstau finden!
Mögliche Ursachen für einen Milchstau sind:
- Stress! Stress ist der Hauptauslöser für einen Milchstau. Viele Mütter sind in den ersten Tagen und Wochen mit ihrem Baby großem Stress ausgesetzt und neigen dann dazu, einen Milchstau zu bekommen
- Schlechte Entleerung der Brust: Wenn das Baby nicht gut angelegt ist, dann ist die Gefahr groß, dass es nicht effektiv an der Brust trinkt. Das führt zu einer schlechten Entleerung der Brust und somit auch wenn man Pech hat, zu einem Milchstau. Hier lernst, du, wie du beurteilen kannst, ob dein Baby gut stillt.
- Stillen in immer der selben Position: Wenn du die Stillposition nicht variierst, steigt die Gefahr eines Milchstaus auch. Die Brust wird immer dort am Besten entleert, wo das Kinn deines Babys ist. Das hat auch zur Folge, dass bei uns Frauen nur ganz selten einen Milchstau im unteren, mittleren Quadranten der Brust (also unten, dort wo die Brüste sich am nächsten sind) haben, da in unseren Breitengraden seeehr häufig im Wiegegriff angelegt wird. Am häufigsten tritt ein Milchstau außen auf. Um dem Vorzubeugen, solltest du regelmäßig zum Beispiel im Rückengriff anlegen. Wenn dir die unterschiedlichen Stillpositionen nicht geläufig sind, kannst du sie in meinem Artikel über Stillpositionen nachlesen.
- KISS-Syndrom beim Baby – da KISS-Kinder häufig nur in einer einzigen Position gut stillen, kann es passieren, dass die Brust immer wieder an der gleichen Stelle nicht gut entleert wird und dort ein Milchstau entsteht.
- Ein Stoß gegen die Brust kann einen Milchstau auslösen
- Zu enge Still-BHs können einschnüren und so mechanisch die Milchgänge verlegen. Die Milch staut sich dann an dieser Stelle zurück.
- Lange Pausen zwischen den einzelnen Stillmahlzeiten oder zu kurzes Anlegen
- Zu wenig Schlaf kann einen Milchstau begünstigen.
- Viel Besuch und lange Ausflugstage sind stressig und sorgen auch oft dafür, dass nicht häufig genug angelegt wird.
- Streit mit dem Partner oder anderen Familienmitgliedern. Häufig meinen es Großeltern, Tanten und all die anderen Freunde und Angehörigen etwas zu gut und reden in Dinge rein, die nur die Eltern zu entscheiden haben. So kann es zu interfamiliären Konflikten kommen. Da die derzeitige Großelterngeneration in Zeiten aufgewachsen ist, in denen das Stillen nicht besonders gefördert wurde, haben sie oft wenig Verständnis für stillende Mütter und in Folge dessen kommt es zu Streit oder Mütter legen in der Anwesenheit ihrer Familie nicht so oft an, wie sie sollten.
Wie erkenne ich, was die Ursache für meinen Milchstau ist?
Um herauszufinden, was den Milchstau ausgelöst hat, kannst du dir folgende Fragen stellen:
- Hatte ich viel Stress oder Streit?
- Habe ich oft und lange genug angelegt?
- Lege ich in einer guten Stillposition an?
- Trinkt mein Baby gut an der Brust?
- Habe ich die Stillposition variiert?
- Habe ich einen Stoß gegen die Brust bekommen?
- Schnürt mein Still-BH vielleicht ein?
Hast du die Ursache gefunden, dann sorge dafür, dass sie ausgeschaltet wird. Im Fall von Stress kann das manchmal schwer sein. Dann schau, dass du dir Hilfe suchst. Vielleicht von deiner Familie, von Freunden oder auch einer professionellen Stelle. Eine Stillgruppe kann ein guter Anlaufpunkt sein. In meinem Artikel über Stillgruppen kannst du lesen, wie sie dir weiterhelfen können. Finde unter diesem Link schnell eine in deiner Nähe.
Wenn du Konflikte in der Familie hast, die sich um das Stillen handeln, lies doch mal bei Stillkinder.de nach. Meine liebe IBCLC-Kollegin Regine Gresens hat in einem tollen Artikel diverse Antworten zusammengefasst, wie du reagieren kannst, wenn du wegen des Stillens mit deiner Familie in Konflikte gerätst.
Erste Hilfe bei Milchstau
Hast du dafür gesorgt, dass der Auslöser beseitigt ist, geht es an die erste Hilfe bei Milchstau. Gehe wie folgt vor:
Vier-Phasen-Plan zum Behandeln des Milchstaus:
- Wärme
- Brustmassage
- Stillen
- Kühlen
Und so setzt du diesen Vier-Phasen-Plan um:
Stibitz dir zwei Mullwindeln von deinem Baby und tränke sie in warmen Wasser. Mach es dir bequem und lege die nassen, warmen Mullwindeln um deine Brust. Entspann dich für ein paar Minuten und lass die Wärme deine Milchgänge weiten. Eine Alternative zu den warmen Wickeln kannst du weiter unten finden, ein echt cooler Trick!
Nach ein paar Minuten nimm die Mullwindeln ab. Nun solltest du deine Brust massieren. Wie du das am Besten machst, kannst du im folgenden Video sehen…
https://youtu.be/d7c4Oa24MQQ
Wenn du das etwas unterstützen möchtest, kannst du es mit diesem Tool versuchen. Es massiert deine Brust und bereitet sie so auf das Stillen vor.
- Zur sanften und wohltuenden Massage der weiblichen Brust
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- Zur angenehmen Lockerung des Brustgewebes
- Fördert die Durchblutung des Brustgewebes; kann zu einer Verbesserung der Brustentleerung führen
Nun geht es an das Lösen des Milchstaus:
Nun legst du dein Baby an. Achte dabei darauf, dass du eine Postion aussuchst, in der dein Baby mit dem Unterkiefer in Richtung der verhärteten Stelle zeigt. In diese Richtung ist der Sog am größten und die Chance, dass der Milchstau sich löst, ist gut. Wenn dein Milchstau sich außen befindet, ist es eine gute Idee, im Rückengriff anzulegen. Sollte er sich an einer oberen Stelle befinden, ist das Stillen im Vierfüßlerstand eine Option. Dabei beugst du dich über dein Baby und legst es so hin, dass das Kinn des Babys in die Richtung deines Milchstaus zeigt. Das hat gleich zwei positive Effekte: Das Baby hat das Kinn und somit den größten Sog in Richtung deines Milchstaus und zusätzlich hilft dir die Schwerkraft noch mit, den Stau zu lösen.
Ganz wichtig: Mach dir keinen Stress!
Ich weiß, dass das viel leichter gesagt, als getan ist. Jedoch ist Stillen ganz viel auch Kopfsache, deshalb konzentriere dich nicht darauf, wie sich die Brust beim Stillen anfühlt, sondern genieß lieber die Zeit mit deinem Baby! Schau es an und sei verliebt 🙂 Ganz häufig ist es in der Stillberatung so, dass die Mamas scheinbar schon alles Mögliche versucht haben, um den Stau zu lösen, ehe sie zu uns kommen. Wenn sie uns dann zeigen wollen, wie sie anlegen und dass sich der Milchstau nicht löst, reden wir, während sie stillt ganz viel mit der Mutter und lenken sie ab. Während dessen tut das Baby seinen Job und siehe da: Nach der Stillmahlzeit ist der Milchstau gelöst!
Anschließend wird gekühlt!
Still dein Baby auf beiden Seiten und anschließend nimm dir wieder die Mullwindeln. Dieses Mal tränkst du sie jedoch in kaltem Wasser und kühlst deine Brust damit, bis sie von deiner Körperwärme wieder warm sind. Als Alternative zu kaltem Wasser kann man auch Quarkwickel oder Retterspitzumschläge machen.
Quarkwickel können sehr gut helfen, da der Quark kühlt und zusätzlich entzündungshemmend wirkt. Das Problem an Quarkwickeln ist jedoch, dass es eine ganz schöne Sauerei gibt und man sie nur schwer alleine anwenden kann. Sie sind aber eine tolle Möglichkeit, wenn du jemanden zu Hilfe hast. Sollte das nicht der Fall sein, greif lieber zu den Mullwindeln oder Retterspitz. Wenn du gerade mit einer Quarkpackung auf der Brust liegst und dein Baby anfängt, zu weinen, während du mit ihm alleine bist, so ist das nicht unbedingt stressmindernd…
Retterspitz haben wir im Krankenhaus stets angewendet. Was daran toll ist, ist die Tatsache, dass man Retterspitzumschläge ganz einfach alleine machen kann und fängt dein Baby an zu weinen, legst du sie einfach kurz zur Seite. Sie sind wirklich schnell gemacht und das geht so:
Anwendung von Retterspitz zum Kühlen
- Nimm dir eine Waschschale mit kaltem Wasser
- Gib etwa ein Schnapsglas voll Retterspitz dazu
- Tränk zwei Mullwindeln damit
- Leg dich entspannt hin und lege die Mullwindel um deine Brüste
- Relaxe ein bisschen, bis die Mullwindeln warm geworden sind
Mit Retterspitz habe ich wirklich gute Erfahrungen gemacht. Es hilft auch bei sehr starkem Milcheinschuss, oder wenn die Brüste im Allgemeinen sehr spannen. Eine Flasche ist aufgrund der geringen Menge, die man für die Wickel braucht, sehr ergiebig und ist auch sehr lange haltbar. Das Einzige, was man daran aussetzen könnte, ist der Geruch. Da Retterspitz aus einer Kräutermischung besteht, riecht er auch so.
Wenn du lieber auf vorgefertigte Alternativen zurückgreifen möchtest, so kannst du dir diese Thermopads von Avent zulegen. Mit ihnen kannst du beides machen: Kühlen und wärmen – je nachdem, wie du sie nutzt. Wenn du sie allerdings für meinen Vier-Phasen-Plan nutzen möchtest, solltest du stets ein Pad im Kühlschrank haben und das andere zum Wärmen nutzen.
Gibt es besondere Tipps und Tricks, wie man einen Milchstau loswerden kann?
Einen Trick gibt es tatsächlich: Kennst du die Haakaa-Milchpumpe? Die Haakaa ist eine Silikonmilchpumpe, mit der du noch ein paar andere Sachen machen kannst. Ich habe ihr einen ganzen Artikel gewidmet, weil ich sie echt klasse finde. Du kannst die Haakaa mit warmen Wasser füllen und einen Teelöffel Bittersalz hinzufügen. Sobald es aufgelöst ist, setzt du die Haakaa auf deine Brust und lässt es einige Zeit einwirken. Anschließend leerst du sie aus und fängst an zu pumpen oder wäscht deine Brust ab und legst dein Baby an. Das Bittersalz wirkt entzündungshemmend und die Wärme weitet die Milchgänge. In Kombination kannst du den Milchstau so leichter lösen.
Was soll ich machen, wenn ich mein Baby nicht stillen kann?
Wenn du dein Kind nicht stillen kannst, weil es zum Beispiel in der Klinik liegt oder dich sonst irgendein Grund daran hindert, so kannst du entweder deine Milch von Hand entleeren oder Abpumpen. Wie diese beiden Techniken funktionieren, kannst du in meinem Artikel übers Muttermilch abpumpen genauer nachlesen.
Wann sollte der Milchstau vorüber sein?
Achte unbedingt darauf, den Tag über regelmäßig zu stillen. Auch in der Nacht. Sollten die Symptome nach 48 Stunden nicht nachgelassen haben oder nach 24 Stunden sogar eher eine Verschlechterung eintreten, so such unbedingt deine Gynäkologin auf, denn dann besteht die Gefahr einer Mastitis!
Was kann ich tun, damit der Milchstau nicht wiederkommt?
Es gibt leider Frauen, die einfach dazu neigen, immer wieder einen Milchstau zu bekommen, obwohl sie alles versuchen. Hier kann man leider nicht viel machen, außer so schnell wie möglich gegen zu steuern und nach dem Vier-Phasen-Plan zu handeln. Für alle anderen ist das Hauptgebot: Ursachenbekämpfung! Wenn du merkst, dass du bei Stress dazu neigst, einen Milchstau zu entwickeln, dann solltest du unbedingt nach einem Ausweg suchen. Hol dir Hilfe, ganz egal, ob von einer Stillgruppe, deiner Familie, deinem Partner oder auch Freunden. Betreibe ausreichend Selbstpflege und nimm dir stets genug Zeit zum Stillen.
Ich habe eine Mastitis – darf ich trotzdem Stillen?
Sollte es leider tatsächlich so weit gekommen sein, dass du eine Mastitis entwickelt hast, so wird deine Gynäkologin dich mit Antibiotika behandeln wollen. Das ist auch vollkommen in Ordnung, denn es gibt diverse Präparate, mit denen du weiter stillen darfst. Wenn sie dir eines aufschreiben möchte, frag sie gezielt nach der Stilltauglichkeit des jeweiligen Präparates. Wenn sie sich nicht sicher ist, bitte sie, bei Embryotox nachzuschauen. Dort kann deine Gynäkologin herausfinden, ob du mit dem Antibiotikum stillen darfst. Sollte das nicht der Fall sein, bitte sie, dir ein anderes Präparat aufzuschreiben. Die Mastitis an sich ist KEIN Grund, für eine Stillpause!
Damit du dir alles gut merken kannst, habe ich dir noch einmal meinen Vier-Phasen-Plan in einer Infographik zusammengestellt. Nimm sie gerne mit zu Pinterest!
Ich hoffe, mein Artikel hat dir weitergeholfen. Stell gerne Fragen oder lass einen Kommentar da. Es würde mich natürlich freuen, wenn du meinen Artikel mit anderen teilen würdest.
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Liebe Grüße
Deine Bianca
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